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Kleiderordnung Pfingstfeiertage
Am Pfingstsonntag tragen die Burschen der Pfingstgesellschaft Hergisdorf e.V., schwarze Hosen und schwarze Schuhe. Warum schwarz, wenn doch der Frühling eingeläutet werden soll?
Schwarz wird oft mit allem Bösen und dem Tod in Verbindung gebracht. Ebenso galt es als unrein. Da der Winter am ersten Feiertag noch Einzug hält, ist das sogenannte Böse oder Unreine noch zugegen.
Erst am Pfingstmontag, dem zweiten Feiertag, ist der Frühling präsent. Pünktlich um 0.00 Uhr erscheinen die Läufer in ihrer bunten Tracht. Sie zeigen – der Frühling ist da!
Nach dem allseits beliebten Dreckschweinfest ist ja bekanntlich der Winter vertrieben und das Böse verschwunden. Zu diesem Zeitpunkt legen die Läufer ihre Peitschen nieder und alle Burschen symbolisieren mit der weißen Kleidung, dass der Winter vertrieben ist. Auch hier hat die Farbe weiß eine wichtige Rolle. Sie präsentiert das Reine.
Die Bratsche
Viele von euch kennen Sie, die meisten haben Sie bereits bemerkt. Um die Handgelenke von Amtmann und Einschenker hängt sie. Ein „Holzstück“ die sogenannte Bratsche.
Aber was ist das genau? Warum heißt es Bratsche und nicht Knüppel?
Ursprünglich hieß die Bratsche auch nicht Bratsche, sondern Pritsche.
Die Form der Pritsche oder auch Bratsche hat sich in den letzten Jahrhunderten nicht verändert. Sie ist aus einem Stück gefertigt. Eine Griffseite und eine eckige, eingeschnittene Seite.
Im Mittelalter gab es einen sogenannten Pritschenmeister. Er ist auch bekannt unter dem Begriff Zeremonienmeister. Er war der Überwacher von allen Zeremonien und Veranstaltungen. Seinen Sitz hatte er direkt am königlichen Hof. Heute würde man ihn als „die Security“ bezeichnen.
Wenn sich nicht an die Regeln des Zeremonienmeister´s gehalten wurde, war der Pritschenmeister bevollmächtigt, den Fiesling am königlichen Hof bloßzustellen. Die Bratsche ist sozusagen ein Instrument der „Machtausübung“. Das Bloßstellen erfolgte mit eben dieser Bratsche mittels Schlägen.
Und auch heute noch, sind der Amtmann und der Einschenker dazu bevollmächtigt, diese Macht zu demonstrieren.
Die Peitsche
Das Peitschenknallen ist ein sehr gern gesehenes und bejubeltes Schauspiel.
Aber wie entsteht der Knall? Wie war es früher, als es noch keine Seilerei gab?
Und warum knallen denn die Läufer, wenn sie zum Dreckschweinfest den Winter vertreiben?
Fragen über Fragen!
Um zu verstehen, wie der Knall überhaupt entsteht, tauchen wir für einen klitzekleinen Moment in die Physik ein. Jeder kennt die „Düsenjäger“ oder auch Kampfjets am Himmel. Man sieht sie............dann hört man sie. Diese Jet´s sind schneller als der Schall. Wenn sie die Schallmauer durchbrechen (was irre schnell ist, ca 1235 km/h) entsteht eben genau dieser Knall. Und genau so knallt eben die Peitsche der Läufer. Das dünne Ende des Stricks erreicht beim Richtungswechsel eine so große Geschwindigkeit, das genau dies passiert.
In alten keltischen Bräuchen und Ritualen ist überliefert, dass genau dieses Knallen, die bösen Geister und Dämonen vertreiben und zurück in die Hölle schicken soll. Damals gab es aber noch keine Seilerei und oder Stricke. Also könnt ihr euch vorstellen wie lange das her ist. Es wurde mit Stöcker und Ästen auf den Boden geklatscht um das Böse fern zu halten. Gleichzeitig wurde das Frühlingserwachen herbeigeführt. Dies galt als Ritual der Fruchtbarkeit und sollte gleichzeitig für eine reiche Ernte sorgen.
Die Läufertracht
Die Läufer symbolisieren ja bekanntlich den Frühling. In der Pfingstgesellschaft Hergisdorf e.V. erstrahlen sie in ihrer handgefertigten Tracht, wobei die Vereinsfarben grün und weiß im Vordergrund stehen. Der Sattel ist mit bunten Bändern verziert und der Gürtel aufwändig bestickt. Das Stickmuster zeigt Blumen und Lorbeerkränze. Die Tracht wird sehr aufwändig von den Pfingstfrauen und Müttern der kleinen Läufer gefertigt. Heutzutage bestehen die Rosen auf den Hüten aus Krepppapier.
Wo diese bunte Tracht allerdings herkommt, ist nicht genau bekannt. Die Überlieferungen sind sehr vage, da es fast keine Aufzeichnungen darüber gibt.
Uns ist allerdings bekannt, dass vermutlich diese bunte Tracht noch älter als der heutige Brauch ist.
Sie soll bereits bei den Wikingern ein starkes abergläubisches Symbol für den Frühling gewesen sein.
Die Wikinger verzierten ihre Gewänder mit Blumenkränzen und frischem Astwerk. Wenn man den Überlieferungen glauben schenken kann, haben sich die Germanen und auch die Römer bereits im Jahr 800 v.Ch. ähnlich, aufwändig verkleidet.
Soweit bekannt, gab es mythische Rituale in der Zeit des Varblot-Varping oder auch Ostara genannt. Als Ostara wurde auch die Frühlingsgöttin bezeichnet. Sie galt als Göttin des Ackerbau und der Fruchtbarkeit.
Diese Rituale wurden immer zur Tag und Nachtgleiche abgehalten. Man nimmt an, dass hier der Ursprung der bunten Tracht liegt.